Am 30. August jährt sich zum 37. Mal der Todestag Cemal Kemal Altuns.
Er sprang aus Verzweiflung über seine drohende Abschiebung in die Militärdiktatur Kenan Evrens aus der sechsten Etage des Verwaltungsgerichtsgebäudes in der Hardenbergstraße und verletzte sich tödlich. Er liegt in Berlin begraben.
Herr Altun war ein politisch engagierter Student, der sein Land verließ, weil ihm Willkür, Haft und Folter drohten. Wie so vielen jungen Leuten in der polarisierten türkischen Gesellschaft. Die Militärregierung mit ihren Staatsanwälten hatte ein Auslieferungsgesuch an bundesdeutsche Behörden geschickt, das mit Beteiligung an einem Mord begründet wurde. Interpol war eingeschaltet worden.
Jeder Aufmerksame, der die Verhältnisse in der Türkei nach dem 12.9.1980 kannte und die Massenprozesse unter Militärjustiz beobachtet hatte, konnte sicher sein, dass die Gründe für einen Haftbefehl erfunden oder durch Folter erpresst worden war.
Die Verzweiflung des Herrn Altun konnten wie die meisten Beteiligten nur solche Ignoranten abtun, wenn sie die mehrmonatige Abschiebehaft des Herrn Altun vergaßen, der türkischen Justiz vertrauten oder von der deutschen Botschaft in Ankara unzureichend informiert wurden.
Wir erinnern an dieses Drama, weil die heutige Türkei politische Gegner wieder foltert, vor allem in den Kurdengebieten. Und wir erinnern daran, weil misstrauische und kaltherzige Entscheidungsträger nachgewachsen sind.